Der ewig kritische Blick auf mich selbst – Antwort 17

Der ewig kritische Blick auf mich selbst – Antwort 17

Darum geht es

Antwort 17.1

Wenn ich eine Sache an mir ändern könnte, was ich dann ändern würde?!

Ja, geht’s noch! Nichts würde ich ändern wollen. ICH bin genauso richtig, wie ich gerade bin. Ich lasse mir von niemandem reinreden, wie ich zu sein habe.

Was ist das überhaupt für eine unverschämte Frage? Soll ich mich jetzt etwa auf die Suche nach vermeintlichen Makeln und Fehlern machen? Bloß damit ich maximal unsicher bin und bleibe und brav weiter das einkaufe, was mich „besser“ macht? Damit ich dazugehöre. Damit ich es richtig mache. Damit ich „glücklich“ werde. Alles schön unter dem Deckmäntelchen des persönlichen „Wachstums“ am besten. Auch noch Schuldgefühle wecken, dass ich mein „Potential“ nicht nutze! Wie hinterhältig! – Boah, was mir dieser Selbstoptimierungsscheiß auf den Senkel geht! Wer mich doof findet, kann ja gehen.

Wie, was, du hättest doch nur eine harmlose Frage gestellt! Ja, geht’s noch? An dieser Frage ist gar nichts harmlos! Da muss man sich einfach mal vorher ein paar Gedanken drüber machen, was die Implikationen von so einer Frage sind. Was steckt denn da bloß für ein Menschenbild dahinter? Das ist doch gruselig! Menschen gehören so akzeptiert, wie sie eben sind. Punkt! Von wegen immer weiter optimieren! In der Unzufriedenheit halten und in der Unfreiheit der allgemeinen Meinung und Zustimmung. Wirklich freie Menschen machen sich keine Gedanken über sowas, werkeln nicht dauernd an sich herum, wie an einer maroden Baustelle. die leben einfach!

Wie, was, ich soll mich nicht so aufregen! Du hast doch mit der Fragerei angefangen!
– Wie? Alles, was mich so aufregt, hätte mit mir zu tun!? Ach, lass mich doch in Ruhe!

[geht ab]

Antwort 17.2

Ich will meine persönliche Evolution durchlaufen. Nicht um immer besser zu werden nach den Vorstellungen eines anderen, sondern nach meinen eigenen Ideen und Idealen. Die muss ich leider erst einmal herausschälen aus den Krusten von Sozialisierung, ehernen Familiengesetzen und drüberglasierten Gruppenregeln. Manchmal scheint es, als ob ich vor allem Hammer und Meißel bräuchte, um da durchzubrechen. Aber vielleicht hilft ja auch Abschmelzen durch Wärme. Mal ausprobieren!

Es wird immer nur eine Annäherung sein können an meine Ideale. Idealisten träumen viel und ich habe eine lebhafte Fantasie. Ich kann mir sooo viel vorstellen für mich. Und dann ist da die „Welt“, meine begrenzte Zeit und mein begrenztes Vermögen. (Nicht das Geld-Dings.) Und deshalb ist Annäherung OK. Mehr als das kann ich nicht von mir verlangen.

Ich will immer mehr zu mir selbst werden. Oder mich entdecken? Wer weiß das schon so genau. Es ist aber auch gleichgültig.

Ich will Seiten entdecken, die ich noch nicht von mir kannte. Handlungsmöglichkeiten versuchen, die mir erst jetzt möglich sind. Ich will lernen, was geht.

Wie muss ich mich verändern, um die zu sein, die ich sein kann? Wie gelassen kann ich sein? Wie freundlich? Wie zugewandt? Wie kämpferisch? Wie sieht es aus, wenn ich mich voll und ganz für etwas einsetze, das mir wichtig ist? Wie couragiert kann ich sein?

Ich glaube, dass in Menschen die Möglichkeit der Veränderung, des Wandels fest eingebaut ist. Die Fähigkeit sich und das eigene Leben neu zusammenzusetzen, wenn es zersprungen ist. Das geht immer wieder. Auch wenn es unfassbar anstrengend sein kann. Oder wenn ich erst einmal nicht sehe, wie ich das schaffen soll. Das Stochern im Nebel des Übergangs. Das fühlt sich gruselig an und ich glaube, auch das ist unvermeidbar.

Ein Leben ohne sich zu verändern ist vielleicht möglich, aber irgendwann wahrscheinlich eingefroren.

 

 



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