Teamplayer?! – Eine für Alle! Alle für Eine! (Teil 2 im Mittwochsblog)

Teamplayer?! – Eine für Alle! Alle für Eine! (Teil 2 im Mittwochsblog)

In vielen Familien gibt es die Konstellation, dass EINE Person bestimmt, wo es langgeht.

In meiner Ursprungsfamilie war das meine Mutter. Sie bestimmte, wohin es im Urlaub ging. Schließlich organisierte sie ja auch alles. Sie bestimmte, was es zu essen gab, schließlich kochte sie es ja auch. Sie bestimmte, wie die Wohnung und der Garten aussahen, schließlich kümmerte sie sich da um „alles“. Sie bestimmte, was gut für uns war, schließlich wusste sie das einfach am besten. Interessanterweise wusste sie das, ohne uns dazu zu fragen.

Immer nach dem Motto: „Ich mag aber keinen Brokkoli!“ – „Das schmeckt aber gut!“ – „Ich mag das aber nicht!“ – „Doch, das schmeckt jedem. Iss‘ das jetzt! Ich stand dafür stundenlang in der Küche!“ Jetzt sollte man den Brokkoli lieber essen, denn wenn es nicht so lief, wie sie wollte, konnte sie sehr unbequem werden und es wurde relativ schnell laut.

„Brokkoli“ kann ersetzt werden durch Dinge, die man gern tat, die sie aber ablehnte oder jegliche Wünsche, die ihr aus irgendwelchen Gründen nicht passten. Da war der Dialog dann nur umgekehrt.

Das hatte insgesamt eher unglückliche Folgen dafür, wie ernst ich meine tatsächlichen Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Wahrnehmungen und Abneigungen nahm. …irgendwann nämlich nicht mehr so…was die weitere Lebenszufriedenheit doch deutlich schwieriger erreichbar werden lässt…aber darauf will ich gar nicht hinaus.

Vielleicht ist nämlich noch etwas ganz Anderes passiert

Seit ich den letzten Blogartikel über meine Schwierigkeiten, meine verschiedenen inneren Anteile unter einen Hut zu bringen, geschrieben habe, ist mir noch eine andere Idee gekommen.

Was wäre, wenn in dieser inneren Clique dasselbe passiert wäre?

Die Geschichte, die mir dazu als Antwort eingefallen ist, erscheint mir plausibel. Auf jeden Fall ist sie für mich hilfreich dabei, das Problem mit dem inneren Hin-und Her eventuell auf einer anderen Ebene lösen zu können.

Mein innerer Anteil, der Sicherheit, Planbarkeit und einen „ordentlichen Job“ will, versucht immer wieder die Oberhand zu gewinnen. Will ALLES bestimmen. Dieser Anteil nimmt die Bedürfnisse, Wünsche und TALENTE(!) der anderen Anteile nicht nur nicht ernst, er bagatellisiert sie sogar oder macht sie komplett nieder.  („Mit deiner Kreativität kannst du nie und nimmer Geld verdienen, was soll das also?“) Im Zweifelsfall kommt er mit dem Totschlagsargument der „Vernunft“.
Das ist dann übel, denn das zieht bei mir immer. Ich will sooo gerne rational sein und klare, rationale, gut begründete, hieb- und stichfeste Entscheidungen treffen. Was für ein begnadeter Manipulator! Und was für ein Arsch!

„Das ist die rational beste Entscheidung!“ (Basierend natürlich ohne auf andere Argumente zu hören, die mein kreativer, mein fauler oder sonst ein Anteil hervorbringen könnte. Die fragt er erst gar nicht. (Na? Kommt das bekannt vor? – Eben! Tollen Blue-print habe ich da mitbekommen!)

So als wären alle anderen nur kleine Kinder und hätten nicht auch schon über 50 Jahre Lebens-Erfahrung. (Das Perverse ist, dass sie ihre Erfahrungen nur im Verborgenen gemacht haben. Da muss ich erstmal wieder Zugriff drauf bekommen. Und es gibt eine Menge nachzuholen! Aber das ist auch schon wieder eine andere Geschichte.)

Alle für Eine!

Es ist nicht nur nicht förderlich, es ist sogar ziemlich dämlich nachteilig, einen einzigen Persönlichkeitsanteil so dominieren zu lassen.

Denn dann verschenke ich große Teile meiner Talente und Interessen. Ich kann mich schlechter an neue Situationen anpassen, weil bestimmte Sichtweisen regelrecht ausgeblendet sind. Vom ausgewogeneren Verhältnis zwischen Faulsein (aka „Ausruhen“)  und Anstrengung gar nicht zu reden. Oder von meiner runtergeschraubten Kreativität! (Als ob sich das rationale Gehirn die besten Geschichten ausdenken könnte! Argh!) Und wenn ich an das reduzierte Potential komplexe (Lebens-) Probleme auf kreative Art und Weise zu lösen denke, wird mir gleich schlecht.

Und das ist der gedankliche Schlüssel für weniger innere Konflikte, wenn ich alles zusammensetze:

Aus meiner Ursprungsfamilie habe ich einen hierarchischen und fast schon diktatorischen „Führungsstil“ mitbekommen. Eine bestimmt, alle anderen haben sich unterzuordnen. Das fand ich zwar blöd, verinnerlicht hat sich das aber trotzdem, weil es für mich in dieser Situation vorteilhaft war, mich anzupassen. ☹

Ich finde andererseits echte Kollaboration und Teamwork großartig. Wenn sich alle auf ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Wertebasis verständigt haben.

Und genauso könnte mein inneres Team viel besser zusammenarbeiten bei dem Projekt „ein richtig gutes Leben haben“.

Die Führungsrolle im Sinne „Diktator“ hatte der „rationale“ Anteil die allerlängste Zeit meines Lebens inne! Vielleicht hat er auch nur ein Problem mit Machtverlust und macht deshalb diese „ewige Diskutiererei“ und das Kompromisse finden so madig! (Geht ihm angeblich nicht schnell genug!)

Vielleicht sollte ich mal einen inneren Workshop veranstalten!
Thema: Wie erreichen wir, dass der Diktator sich in die Clique/ innere Team einordnet? Und wie vermeiden wir, dass er -vor allem in Stress- oder Krisensituationen- wieder an die Macht kommt?

Tschüss, ich geh dann mal Workshop planen…



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