Reize niemals einen Elefanten – Über das Prokrastinieren

Reize niemals einen Elefanten – Über das Prokrastinieren

Im eigenen Rhythmus schreiben, arbeiten, leben. Würde es dann so etwas wie „Prokrastination“ überhaupt geben? Oder wären wir dann der Überzeugung, dass einfach alles seine Zeit hat. Dass Dinge dann getan werden, wenn sie reif dafür sind. Dann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Ich denke gerade an das Arbeiten im Takt der Jahreszeiten. Wer im Winter aussät, gilt wahrscheinlich einfach nur als verrückt.

Der Glaube daran, dass mir alles zu jeder Zeit möglich ist, woher kommt der eigentlich?

Der Elefant und die Reiterin

Aus dem Zeitmanagement-Seminar meiner Freundin Maria (……†) habe ich die Geschichte vom Elefantenreiter. Ich hoffe, ich bekomme sie noch einigermaßen zusammen:

Wir sitzen als Reiter auf einem riesigen Elefanten und bewegen uns so durchs Leben. Mit dem Gefühl, das wir den Elefanten steuern und bestimmen, wo es langgeht. Wir glauben unser bewusstes Denken bestimmt, was wir tun und das, was darunter liegt, sei unwichtig. Das ist allerdings ein Irrtum. Denn der Elefant des Unterbewussten ist so viel mächtiger als die Reiterin. Und er hat ein Gedächtnis, das nichts vergisst, keine vergangene Gefahr, kein Unglück, das hinter uns liegt. Er hat sich das alles gemerkt. Er ist schließlich ein Elefant! Und er ist fest entschlossen, die Reiterin vor weiteren Unbill zu schützen! Koste es, was es wolle.

Wenn er nicht mehr weitergehen will, kann die Reiterin sich gegen das Hinterteil des Tieres stemmen, so viel sie will. Wenn er glaubt, dass auf dem Weg eine Schlange liegt, rammt der Elefant die Beine in den Boden und steht. Dann geht es nicht weiter. Da hilft keine Willensstärke der Reiterin. Der Elefant wird sich keinen Millimeter vorwärts bewegen. Vielleicht tritt er sogar nach hinten aus und kickt die Reiterin zu Boden.

Zuerst muss der Koloss davon überzeugt sein, dass es ein Ast und keine Schlange ist, die da auf dem Weg liegt und dass es sicher ist, weiter zu gehen.

In Sicherheit sein

Um in Ruhe und entspannt zu arbeiten, muss ich mich sicher fühlen. Das heißt nicht notwendigerweise, dass ich mir glauben mache, dass mir niemals etwas Unangenehmes oder gar Schlimmes passieren wird. Je älter ich werde, desto weniger glaube ich mir das sowieso selbst. Dazu ist einfach schon viel zu viel passiert! Und der Elefant schüttelt sowieso nur störrisch den Kopf

Ich befürchte also, eine lausige, miserable Szene zu schreiben, wenn ich mich an den Schreibtisch setze. Wenn ich auf einem sehr pflichtbewussten, supersicherheitsfanatischen Elefanten sitze, kann es sein, dass er es schafft, aus dieser Mücke mindestens einen mit Malaria verseuchten Moskito zu machen. Lebensgefahr! Schreib bloß nicht los!  

Statt mir einzureden, dass alles gut ist, ist die alternative Strategie, das Gefühl zu entwickeln, dass ich mit dem Unangenehmen schon fertig werde, wenn es denn passiert. Ich muss sozusagen meinen Elefanten trainieren, eine Mücke nicht so ernst zu nehmen.

Dafür gibt es verschiedene Tricks und Kniffe. Das Grundprinzip ist, alte Erfahrungen mit neuen, besseren zu überschreiben. Die merkt sich der Elefant nämlich auch. Er braucht allerdings ein bisschen Zeit und Geduld.

Schreibbummelei oder „Die magischen 10 Minuten“

Diese Technik hilft besonders dann gut, wenn wirklich großer Widerstand gegen die Aufgabe da ist. Der Timer ist mein bester Freund, wenn es um unlustiges Arbeiten geht. Zehn Minuten schaffe ich von so ziemlich allem. Also werden zehn Minuten eingestellt und dann lasse ich wirklich alles fallen. Schreibe höchstens den Satz fertig. Und dann habe ich einen Erfolg zu verbuchen. Dann freue ich mich mit dem Elefanten ein wenig. Er merkt dann gar nicht, das wir ein winziges Stückchen vorwärts gekommen sind und bleibt ruhig!

Ich starte erst dann wieder die nächsten zehn Minuten, wenn es sich gut anfühlt. Und wenn es am nächsten Tag ist. Es ist dann aber eine bewusste Entscheidung und kein unbewusstes Prokrastinieren. Und das macht einen riesigen Unterschied. Wenn der Widerstand (des Elefanten) schmilzt, können die Bummeleien auch nach und nach länger werden. Wenn es nicht mehr geht, werden sie eben wieder kürzer.

(Ja, man kann eine Menge in zehn Minuten schreiben oder tun! Ich habe es auch erst nicht geglaubt, fand zehn Minuten lächerlich kurz. Aber es klappt!)

Wer in Gesellschaft bummeln will: Ich habe eine offene Facebook-Gruppe dafür. 😊
www.facebook.com/groups/the10minuteday

 

Noch mehr?

Auf meiner Mindmap, die ich vor dem Schreiben des Beitrags erstellt habe, tummeln sich noch jede Menge andere Aspekte zum Thema „Prokrastinieren“ und ob es das tatsächlich wirklich gibt.

Es könnte sein, das daraus noch ein zweiter Teil wird. Der dreht sich dann um den inneren Kritiker, der dauernd dazwischen quatscht und mehr verlangt, als gut für mich ist. Und wie ich den zum Einlenken bringen kann. Immer öfter jedenfalls….

 



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