Mein Jahr 2020: Alles Impro

Mein Jahr 2020: Alles Impro

Ich hatte Glück dieses Jahr: Es ist niemand aus meinem allerengsten Kreis gestorben oder lebensgefährlich erkrankt.
Mir ist bewusst, dass das purer Zufall war und ich nichts dafür getan habe, dass es so ist.
Unglaublich viele Menschen mussten in diesem Jahr diese schrecklichen Erfahrungen von Tod oder Krankheit machen. Das kann einen sehr aus der Bahn werfen. Ich weiß darüber genauer Bescheid als mir lieb ist. Aus anderen Jahren.
Dieses Jahr ist das nicht passiert und in dieser Hinsicht war 2020 ein gutes Jahr für mich.
Alles andere Gute ist ein zusätzliches Sahnehäubchen. Oder die Kirsche obendrauf.

Deshalb gilt für meinen Jahresrückblog: Er ist da! Das ist die Hauptsache.
Und es ist der beste Jahresrückblick geworden, den ich dieses Jahr schreiben konnte.

Ist er perfekt? – Nein, ganz sicher nicht.
Ist er vollständig? – Leider, leider auch nicht.
Habe ich alle von Judith „Sympatexter“ Peters gestellten Aufgaben erfüllt? –  Nö!
Ist er wenigstens genauso, wie ich ihn mir erträumt habe? – Nein, nicht einmal das.
(Ich habe aber auch eine sehr lebhafte Phantasie. Da kommt die Wirklichkeit oft nicht mit.)

Habe ich auf „Veröffentlichen“ gedrückt? – Sieht ganz danach aus! 🙂

Ich wünsche also viel Vergnügen beim Lesen und gemeinsamen Zurückschauen auf ein Jahr wie kein anderes.

(K)Ein Jahr wie kein anderes!?

In den letzten zehn Jahren habe ich gründlich gelernt, wie ich besser mit Krisen, Umbruchsituationen, Verlusten und dem ganzen anderen Kladderadatsch, den einem das Leben so vor die Füße kippen kann, umgehen kann. So manchen Anfängerfehler (immer durchbeißen, zusammenreißen, unentwegt mir selber in den Hintern treten u.ä.) habe ich in diesem Corona-Jahr nicht mehr oder wenigstens nicht mehr ganz so heftig gemacht.

Insofern war Corona in diesem Jahr nicht mein Hauptthema. Ich kenne meine automatischen Krisenreaktionen inzwischen gut und sie werfen mich nicht mehr allzu sehr durcheinander. Angst und Unsicherheit locken mich nicht mehr ganz so leicht oder so tief in ihre dunklen, labyrinthischen Gedankengänge. Statt mich immer mehr über alles Mögliche aufzuregen (… ist doch wahr!), setze ich mich stattdessen eben doch meinem eigenen Kram aus. Und wir reden mal miteinander, meine Probleme, mein Leben und ich. Das ist oft anstrengend, aber es hilft ja sonst nix wirklich.

Damit habe ich also auch in diesem Jahr weiter gemacht. Wie schon in den Jahren zuvor. Zu reden gab es jedenfalls wieder genug.

Dieses Jahr hat mir nochmal gezeigt, dass es Zeiten gibt, in denen was ich will, nicht so relevant ist. Sondern, dass stattdessen das zählt, was geht.

Mein Ego hält natürlich nicht so viel davon, sich an „die Umstände“ anzupassen, das schwört auf Selbstbestimmung und persönlicher Freiheit. Aber wenn ich mir angucke, wohin mich das gebracht hat, war das auch nicht immer erste Sahne, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich glaube deshalb, dass das Beste, was ich in solchen Zeiten tun kann, ist, mich an mein Leben und an das was da ist anzupassen und nicht umgekehrt.

Und deshalb habe ich trotz Corona und dem Kladderadatsch ein erstaunlich gutes Jahr gehabt. Wenn auch nach völlig anderen Parametern als ich die, die ich früher zur Bewertung eines Jahres herangezogen hätte.  

Schreiben, schreiben, schreiben

In diesem Jahr ist das Schreiben in den Mittelpunkt meines Lebens gerückt. Und das allein ist schon ein enormer Erfolg.
Ich habe ab September regelmäßig auf meinem Blog geschrieben. Insgesamt sind es in diesem Jahr tatsächlich über 80 Beiträge verschiedenster Länge geworden! Manchmal war das nur eine Frage, manchmal war es ein längerer Blogpost. Manches ist doppelt, weil ich es sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch veröffentlicht habe. Aber ich zähle das trotzig doppelt. Es musste ja auch erst mal geschrieben werden! Auf Instagramm und Facebook kamen auch nochmal mehr als 100 Postings dazu.

Ich hab’s sonst nicht so mit statistischen Auswertungen, aber diese Zahlen gefallen mir ausgesprochen gut. Spannend finde ich, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie viel ich da produziert habe. Es ging mir meistens leicht von der Hand. Vielleicht ist das der Grund.

Damit ich jede Woche ohne viel Nachzudenken ein Thema habe, über das ich schreiben kann und etwas da ist, bei dem auch meine Leser*innen mitmachen können, habe ich die „60-Fragen-Challenge“ gestartet.
Ich veröffentliche jeden Freitag auf Instagram und Facebook eine Frage und am Samstag danach poste ich meine Antwort. Die Fragen sind eine Einladung für jede*n Leser*in, sich selber mit dem Thema auseinander zu setzen.

Öffentlich macht das zum Beispiel die Krimiautorin Susanne Pohl auf ihrem Blog. Wir haben uns in einem Online-Schreibkurs kennengelernt. Aber dazu schreibe ich weiter unten noch mehr unter der Überschrift „Writer’s Club“. Auf jeden Fall hat sie mich besonders mit ihrer Antwort auf Frage 11 „Warum würdest Du emigrieren/ auswandern?“ beeindruckt.
Danke für deine inspirierenden Antworten, liebe Susanne! Damit bekomme ich immer nochmal eine ganz neue Perspektive.

Meine eigene Lieblingsantwort war bis jetzt die auf Frage Nummer 10 „Was kannst du von Tieren lernen?“

Da war die Antwort ein Interview mit einem der Protagonisten- autsch, hey! – OK, DEM Hauptprotagonisten in meinem ersten Roman: Herr Josef Hurzelmeier. Herr Hurzelmeier ist ein Kater, der sehr genau weiß, wo es lang geht im Leben und der neben manchmal schmerzhaften Argumenten auch immer eine philosophische Weisheit auf Lager hat. Diesen Text zu schreiben hat mir großes Vergnügen bereitet. Die anderen Antworten sind meistens eher herausfordernd. Aber ich habe mir die Fragen schliesslich selber ausgedacht. Dann kann ich mich jetzt schlecht darüber beschweren.

Mein erster Roman

Mein erster Roman, der war natürlich auch ein aufregendes Thema in diesem Jahr. Seit Oktober 2019 habe ich einen Literaturagenten und im Frühjahr diesen Jahres war es dann soweit: Er war mit dem Exposee, also der Kurzzusammenfassung der Geschichte und der ersten Leseprobe so zufrieden, dass es Herr Hurzelmeier und ich auf die „Short List“ der Agentur für die London Book Fair geschafft hatten! Das Exposee hätte dort dann den verschiedenen Verlagen angeboten werden sollen, um einen Buchvertrag an Land zu ziehen. Tja! Natürlich wurde diese Buchmesse wie alle anderen in diesem Jahr abgesagt.

Trotzdem ging es positiv weiter: Das Ganze verlagerte sich nach online und mehrere Verlage haben eine ausführlichere Leseprobe angefordert. Die Namen der Verlage, an die die ausführlichere Leseprobe im August dann rausging, haben mich ganz schwindelig gemacht: Rowohlt, Ullstein, Droemer, Fischer, Heyne. Ach herrje! Ich kaufe Bücher von denen, ich schreibe doch keine für die!

Einige der Verlage sahen das wohl ganz genauso, denn leider sind inzwischen eine ganze Reihe von Ablehnungen eingegangen, aber es gibt noch ein paar ausstehende Antworten. Die Spannung bleibt also noch ein bisschen erhalten, ob ich irgendwann im nächsten oder übernächsten Jahr ein Buch mit meinem Namen auf dem Cover in den Händen halten kann. Drückt mir die Daumen.

Überhaupt ist die Lernkurve ziemlich steil. Ich hatte keine Ahnung, was alles passieren muss, bis ein Buch im Laden steht. Mal ganz davon abgesehen, das ich mit dem Schreiben meines ersten Romans lerne, wie man einen Roman schreibt. Schreiben lernt man eben leider nur durch Schreiben!

Ich habe dabei viel großartige Unterstützung und verstehe jetzt, warum Danksagungen in Büchern manchmal so lang sind. Sowas kann man unmöglich alleine schaffen!

In diesem Jahr haben mir einige Menschen sehr dabei geholfen, eine bessere Schreiberin zu werden. Und ich kann gar nicht genug DANKE sagen.

Die wunderbare Autorin Stefanie Gerstenberger hat mir und meinen Texten viele Flausen, einiges Komplizierte und Unnötige ausgetrieben. Ich bewundere die Geduld, mit der sie immer wieder überarbeitete Versionen des entstehenden Buches gelesen hat. Ihr klares Feedback hat mich immer weitergebracht, auch wenn ich oft schlucken musste. Kill your darlings! [Seufz!]
Lest ihre Bücher! Sie verdient noch viel, viel mehr Leser*innen.

Apropos „Kill your darlings!“ – Dazu hat mich auch Silke Jäger gebracht. Sie ist Journalistin, Autorin und auch eine der ersten Leserinnen früher Versionen der Geschichte. Ihrer Rückmeldung verdanke ich, dass mein Buch eine riesige Ladung Ballast losgeworden ist und in eine bessere Richtung marschieren konnte. Dafür, dass sie den Mut hatte, mir das zu sagen, bin ich ihr sehr dankbar!
Lest ihre Artikel und Analysen zu Corona und Gesundheitsfragen bei den Krautreportern: Großartig! Fundiert! Und hilfreich!                                                                                                 

Writer’s Club

„Was ist das Beste, das dir durch Corona passiert ist?“ hat mich eine Freundin im Frühsommer gefragt. Jetzt würde ich die Frage nicht mehr angemessen finden, damals ging sie noch durch. Die erste Welle war einigermaßen glimpflich überstanden und alle hofften auf das Beste.

Ich habe ein bisschen nachgedacht und dann sind mir die Online-Kurse mit dem „Writer’s Studio“ in Wien eingefallen. Mein ursprüngliche Plan war, im Mai zu einem Schreibkurs nach Wien zu fahren. Im Prater blüh‘n wieder die Bäume und so… herrlich!!! Das war dann natürlich alles hinfällig, aber die Organisatoren vom Studio haben es in einer unglaublichen Aktion geschafft, alle Kurse auf online umzustellen. Sehr beeindruckend! Als Trainerin weiß ich, was das für ein Kraftakt gewesen sein muss.

Im April hatte ich dann meinen Writer’s Tricks Kurs bei Michaela Muschitz eben online. Und es war großartig. Michaela hat uns mit einem Füllhorn an Inspirationen, Techniken und Tricks versorgt, die mir enorm helfen, in meinen Schreibfluss zu kommen. Es waren so viele, ich habe noch immer nicht alle angewendet. Wir haben Haikus und erste „I believe“- Essays geschrieben. Vor allem hatten wir jede Menge Spass am Schreiben.

So ein Kurs lebt ja auch immer von der Gruppe der Teilnehmenden. Manchmal stimmt die Chemie einfach oder eben nicht. Bei diesem Kurs hat sie gestimmt. Ohne Corona wären wir uns nicht in dieser Konstellation begegnet, das finde ich schon nachdenkenswert, wenn ich sehe, was daraus Großartiges geworden ist.

Denn seitdem treffen wir vier -zwei Österreicherinnen und zwei Deutsche- uns einmal in der Woche online, lesen uns unsere Texte vor und geben uns „Friendly Feedback“ dazu.

„Friendly Feedback“ ist eine besondere Form der Rückmeldung, die sich auf die positiven Qualitäten des Textes konzentriert. Ich war ziemlich skeptisch, ob das außer einem warmen Gefühl im Bauch etwas bewirkt. Mein Schreiben soll sich schließlich weiterentwickeln, ich will als Autorin besser werden. Was sollen da schon Lobhudeleien einmal die Woche groß bewirken? Ich muss doch konkret wissen, was schlecht ist, damit ich das verbessern kann, oder?

Offensichtlich hatte ich mal wieder keine Ahnung!

Ich wusste einfach nicht, wie beflügelnd positives Feedback sein kann. Das gilt erst recht, wenn es respektvoll mit mir und meinem Text umgeht und vor allem ehrlich gemeint ist. Wenn es dann auch noch von drei klugen Frauen kommt, die ich sehr schätze und mag, bildet sich nach und nach ein solides Fundament aus Vertrauen in meine Fähigkeiten. Das „Friendly Feedback“ macht mich mutiger, freier und leichter beim Schreiben.

Unser Writer’s Club ist für mich ein Experimentierfeld und Testlabor für mein Schreiben geworden. Die Texte entstehen erst einmal nur, um dort vorgetragen zu werden.

Wir schreiben alle und wir schreiben alle sehr unterschiedlich. Selbst wenn wir zum selben Thema schreiben, kommen immer völlig unterschiedliche Texte dabei heraus. Und ich habe von den anderen Inspirationen aufgeschnappt und Neues ausprobiert. Im Laufe der Monate haben sich meine Texte verändert. Die Veränderung ist unbemerkt passiert, in kleinen und kleinsten Schritten. Mir ist es nur deshalb aufgefallen, weil ich vor einigen Tagen alle Texte, die entstanden sind, ausgedruckt und vor dem Abheften noch einmal durchgesehen habe.

Ich habe von anderen, die auch schreiben, gelernt, was ich gut kann. Das ist unbezahlbar. Ich traue mich mehr und ich traue mir mehr. Ich fühle mich nach jedem Treffen sehr reich beschenkt. Was für ein wundervolles Geschenk in diesem verrückten Jahr. Das gebe ich freiwillig nicht wieder her.

Neben dem Schreiben gab es aber noch ein paar andere Themen in meinem Jahr.

Nordsee

Wie im letzten Jahr konnte ich auch 2020 für vier Wochen auf Eiderstedt an der Nordsee wohnen. In einer feinen Ferienwohnung bei Familie Peters auf dem Hof Landblick. Es war wieder großartig! Der Abschied ist mir diesmal besonders schwer gefallen. Ich fühle mich in der herzlichen Atmosphäre einfach sehr zuhause. Im nächsten Jahr klappt das hoffentlich auch wieder!

Vier Wochen Alleinsein, viel Zeit zum Lesen, Schreiben, Katzenkraulen, lange Strandspaziergänge machen. Ausatmen………

 

Schmerzhaft (1)

Am 10. Mai 2020 ist meine Mentorin und die Frau, von der ich das Coachen zuerst gelernt habe, mit 84 Jahren gestorben: Barbara Sher. Vielleicht hast du ihren Namen noch nie gehört, aber für sehr viele Menschen war sie eine Kraft, die ihr Leben verändert und in eine neue, spannendere Richtung geschubst hat. Ich bin dankbar, dass ich einer dieser Menschen bin.

 

Sie war einer der ersten „Life-Coaches“, die es in den 1970er Jahren in den USA überhaupt gab und wurde von manchen als „Großmutter des Life-Coaching“ bezeichnet. Die New York Times hat einen Nachruf für sie veröffentlicht. Ihr TED-Talk hat inzwischen über 2,6 Millionen Views. Sie hat ihn mit über 80 Jahren gemacht!

Barbara war eine der einflussreichsten Frauen in meinem Leben. Sie war eine großartige Mentorin und ich bin dankbar, dass ich Teil ihrer letzten Coaching Master Class im Jahr 2015 sein durfte. Das Scanner-Retreat in Frankreich mit ihr gehört zu den intensivsten Erfahrungen, die ich bei einem Workshop machen durfte. sie war einer der warmherzigsten Menschen, die ich kenne.

Ihr Coaching-Stil war einzigartig, weil sie die Gabe besass, das Schwere leicht zu machen. Ich bewunderte das. Mit ihr zu arbeiten, war immer voller Freude, verschaffte mir Einsichten und Klarheit. Ihr zuzuhören war ein Genuss und immer ein Gewinn. Sie konnte allerdings auch SEHR KLARE Worte finden, falls notwendig.

Der wichtigste Einfluss war für mich ihr Buch „Refuse to chose“. Ich bin 2011 zufällig darüber gestolpert und es hat mir die Erkenntnis beschert, dass ich das bin, was Barbara als „Scanner“-Persönlichkeit beschreibt. Und dass mein Interesse für so viele verschiedene Dinge kein Problem ist, dass ich lösen muss, sondern einen „anderen“ Lebensstil erfordert, der diese Eigenschaft ausnutzt. 

Ich verdanke ihr unendlich viele bereichernde Momente, durch die vielen Dinge, die ich in den letzten Jahren ausprobiert habe. Ich habe Freunde in der ganzen Welt gefunden – und ich bin selber Coach geworden.

Schmerzhaft (2)

2020 war aber auch in anderer Hinsicht ein sehr schmerzhaftes Jahr. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Immer wieder war ich angeschlagen, nicht richtig gesund aber auch nicht richtig krank. Oft sehr müde, ohne etwas Anstrengendes gemacht zu haben, abends konnte ich dann aber trotzdem oft nicht einschlafen. Dazu diffuse Schmerzen im ganzen Körper, wie bei einer schweren Erkältung. Nur ohne die Erkältung.

Alle Laborwerte waren soweit in Ordnung. Es schien keine „echten“ Gründe zu geben. Es gab eine Verdachtsdiagnose, aber das konnte es ja nicht sein. Durfte es nicht sein. Das würde schon wieder werden. Also habe ich versucht, das Ganze weitestgehend zu ignorieren, habe weitergemacht, so gut ich konnte. Ich glaube, dieses Stadium nennt man „Leugnen“. Irgendwann ging das dann nicht mehr. Die Beschwerden waren zu stark geworden. Ich musste mich ernsthaft kümmern.

Um die Diagnose endgültig zu bestätigen oder zu verwerfen, bin ich Anfang Dezember dann für eine Woche in die Klinik gegangen. Leider hat sich die Befürchtung bestätigt. Ich habe Fibromyalgie. Eine chronische Schmerzerkrankung mit den verschiedensten Symptomen, in meinem Fall eben vor allem verbunden mit Abgeschlagenheit und Dauerschmerzen in den Muskeln und Gelenken. Die Krankheit ist zwar nicht lebensverkürzend, aber eben auch nicht heilbar. Das wird bleiben.

Jetzt ist meine Aufgabe herauszufinden, was mir gut tut, was mir hilft, die Symptome zu lindern. Denn es gibt auch keine allgemeingültige Therapie. Jeder Fall ist individuell. Das zu akzeptieren fällt mir schwer. Ich bin Apothekerin und stehe auf Studien mit großen Fallzahlen. Evidenzbasierte Medizin! Und jetzt muss ich den Einzelfall auseinandernehmen – mich selbst. Na toll!

Mein Coach-Ich ist andererseits maximal herausgefordert. Die Krankheit zwingt mich zur Selbsterkenntnis. „Geh‘ deinen Weg, es gibt sonst keinen anderen!“ Habe ich das etwa schon mal zu einer Klientin gesagt? – ich kann mich nicht erinnern…
Die Ironie des Ganzen entgeht mir durchaus nicht. Ich finde es nur ein kleines bisschen auf die Spitze getrieben. In einem Buch wäre mir das viel zu konstruiert! Würde ich nie so schreiben.

Auf die Bühne

2020 war das Jahr, das durch Auftritte eingerahmt war: Im Januar stand ich das allererste Mal „so richtig“ als Improspielerin auf der Bühne. Ich habe beim 26-Stunden-Impromarathon „Abenteuer im Weltraum“ des Fast Forward Theater in Marburg mitmachen können. Außerdem war ich für einen Teil der Pressearbeit zuständig und wir haben es mit einem LIVE-Bericht in die hessenschau geschafft. Hier könnt ihr euch den Bericht noch anschauen (ab 24:00 min). Dazu gab es einen Bericht im HR-Radio. Für den habe ich sogar ein Interview gegeben. Ja, das war alles sehr, sehr aufregend.
Und seit letzten Donnerstag sind wir – mein Mann und ich-  bei Spotify zu hören. Wir wurden von Lotte Cordes für ihren Podcast „Beziehungswahnsinn“ interviewt.
Auf beide Auftritte bin ich sehr, sehr stolz. Und e
in andermal erzähle ich nochmal ein bisschen mehr davon.

Machen und Tun

Wenn Du bis hier hin gelesen hast, erst einmal Danke!
Dafür, dass Du mir deine Zeit geschenkt hast.

Vielleicht denkst du jetzt: Das war aber ein volles, spannendes Jahr! Toll!
Und das war, das ist es auch.

Vieleicht denkst Du aber auch: Wieso um Himmelswillen heißt die Überschrift „Alles Impro!“?
Das passte doch alles bestens zusammen, das war doch rund.

Und falls das so ist, ist dasselbe passiert, was nach einem gelungenen Impro-Abend passiert: Als Zuschauer sitzt man da und fragt sich, wie das alles spontan entstanden sein kann. Da muss doch was abgesprochen und geprobt sein! Das war doch eine so tolle Geschichte.

Ja, war es auch! Und als Zuschauer*in oder hier als Jahresrückblickleser*in weißt Du einfach nicht, welche Szenen Du nicht gesehen hast. Weil sie einfach gar nicht gespielt wurden.
Aber ich weiß, was alles nicht geklappt hat, wozu ich „Nein“ sagen musste, obwohl es sooo toll gewesen wäre, es auch noch zu machen. Ich bin an einigen Stellen noch etwas traurig darüber.

Aber wer weiß, ich merke mir die Ideen und mit Glück kann ich sie im nächsten Jahr doch noch spielen. Oder mir fällt wieder etwas anderes ein, was mir in der neuen Situation noch besser gefällt.
Denn im Grunde ist es doch schade, wenn das was nicht stattgefunden hat, das entwertet, das stattgefunden hat.

Also, warum jetzt „Alles Impro“?

Ich weihe dich jetzt ein wenig in die Geheimnisse des Improtheaterspielens ein. Die Spieler machen nämlich gar nicht, was sie wollen, sondern sie spielen mit einer besonderen Haltung und nach gewissen Spielregeln.

Und wenn das alle machen, wird es großartig, bestimmt nicht langweilig und im besten Fall sogar unterhaltsam.

Diese Impro-Haltung habe ich in diesem Jahr weiter eingeübt.

Mutig sein! Face your fears!

Annehmen, was ist!Ja! Und…

Spiele das Spiel.

Wach, im Moment und flexibel sein.

Die Mitspieler gut aussehen lassen.

Spiele die Szene, die dir selber als Zuschauer Freude machen würde.

Üben, üben, üben.

Und weil das alles natürlich nicht immer gelingt, ist auch noch wichtig:
Heiter scheitern können!

Fehler zelebrieren und weitermachen.

… das war das Impro Mindset, an dem ich mich in 2020 versucht habe… 2021? Wer weiß!
… ich lerne hoffentlich immer weiter dazu. 😊

Provokatives

Die Haltung, die ich im Improtheater kennengelernt habe, überschneidet sich ganz stark mit der Haltung, mit der „Provokatives Coaching“ betrieben wird. Seit drei Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dieser Methode und in 2020 habe ich die beiden letzten Workshops meiner Ausbildung bei Noni Höfner und Charlotte Cordes besucht. -Genau! Das ist dieselbe wie beim Podcast.-
Die beiden Workshops haben den strikten Lockdown eingeläutet: Im März und Dezember (dann online) startete das Drinnen-bleiben jeweils auf diese Weise. Das war nicht das Schlechteste. Jedenfalls war das Hirn frisch durchgepustet und die latente Schwere dieses Jahres deutlich gelüftet.

Auch meine provokative Peergroup hat mir durch dieses Jahr geholfen. Ab und zu mal wieder die eigenen Denkmuster durchgerüttelt zu bekommen und sich grinsend zu fragen, was für einen Quatsch man doch manchmal macht: Das tut mir einfach gut! Meistens kann ich mit dem Quatsch denken und fabrizieren dann auch wieder leichter aufhören. Ich freue mich jedenfalls darauf, im neuen Jahr noch mehr mit dieser Methode zu arbeiten und regelmässig den Kopf zurechtgesetzt zu bekommen. 

Mein Ausblick auf 2021

2021 wird … stattfinden.

Weil es mir viel zu viele Unsicherheiten gibt, versuche ich, möglichst erwartungslos ins nächste Jahr zu gehen.

Dafür mit offenen Armen, Hirn und Herz. Dazu mein Füller und viele, viele Notizbücher.

Ich will alles nehmen, was kommt!

Der Rest ist Impro!

 

Habt das beste Weihnachten, das in diesem Jahr möglich ist

und das beste 2021, das Du dir bauen kannst!

 



2 thoughts on “Mein Jahr 2020: Alles Impro”

  • Liebe Claudia,
    danke für deinen Jahresrückblog. Das bestärkt mich nur, mit meinen Projekten weiterzumachen. Ich freue mich ungemein, dass ich dich dieses Jahr auf Instagram und Blog gefunden habe. Deine Beiträge wie auch die von Susanne sind immer wieder motivierend und inspirierend.
    Viele liebe Grüße
    Stephanie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.