Von Notizbüchern und Journals

Von Notizbüchern und Journals

Oder Was schreibe ich wohin?

Meine Schreibgruppe und dieser Blogbeitrag von Susanne haben mich zu diesem Eintrag inspiriert, in dem ich darüber schreibe, welche Texte ich wohin schreibe und warum mich Durchmischung nicht mehr so stört.

Eins schon mal vorweg: Ich liebe Notizbücher, Journals und Hefte jede Art. In meinem Büro steht eine große, weiße Box, die die Fülle schon gar nicht mehr fassen kann. Einem schönen Notizbuch kann ich nur schwer widerstehen und tue es meistens auch nicht. Heute habe ich auch kein schlechtes Gewissen mehr dabei, jetzt ist es ja offizielles Arbeitsmaterial und nicht mehr irgendeine Sammelleidenschaft.

Zu schön, um reinzuschreiben?

Mir sind die schönen Bücher auch nicht mehr zu schade, um meine Gedanken hineinzuschreiben. Nicht dass ich glaube, meine Gedanken wären in den letzten Jahren signifikant besser geworden und würden jetzt ein schönes Buch und gutes Papier verdienen. Ich habe einfach festgestellt, wie viel Freude es mir macht, hineinzuschreiben und gönne mir das Vergnügen jetzt ausgiebig.

Dieser Text entsteht allerdings gerade in einem schnöden Collegeblock. Die finde ich prima, weil ich die Seiten hinterher herausreißen und entweder abheften oder wegwerfen kann. Gerade für Artikelentwürfe ist das bestens. Denn nach dem Übertragen in den Rechner brauche ich die Rohfassung meistens nicht mehr.

Ich bin eine leidenschaftliche Mit-der-Hand-Schreiberin. Am liebsten mit Füller. Der Fluss von Tinte auf Papier, das feine Krispeln der Feder auf dem Papier – es gibt kaum ein Geräusch für mich, das die Konzentration besser fördert. Außerdem verschreibe ich mich viel seltener, das bringt mich beim Tippen leider viel zu oft aus meinem Gedanken. Ich mag auch das Gefühl von Papier unter meiner sich bewegenden Hand. Ich schreibe die meisten Texte im Entwurf zuerst auf Papier.

Was schreibe ich so?

Ich unterscheide zwischen Morgenseiten, Freewriting, Artikelentwürfen und Arbeit an meinem Roman. Vor kurzem habe ich begonnen, auch Kurzgeschichten zu schreiben. Das ist aber noch nicht fest in meiner Schreibpraxis etabliert und hat deshalb auch noch kein eigenes Buch. Und noch neuer ist mein Freudetagebuch mit den goldenen Punkten aussen, das gibt es erst seit ein paar Tagen.

Für die Morgenseiten (die ich auch manchmal mitten am Tag schreibe) benutze ich ein großes, im Moment giftgrünes DinA4 Heft mit 140 Seiten. Wenn das voll ist, kommt die nächste Farbe dran.

Freewriting kommt meistens in DinA6 Notizbücher oder Notizhefte. Mit weniger Seiten, weil das die sind, die ich meistens mit mir herumschleppe. Neben dem Freewriting, das eine erste Idee für ein Personal Essay sein kann, kommen hier auch andere Textschnipsel, Ideen und Beobachtungen hinein. 

Artikelentwürfe schreibe ich auch oft auf losen, leeren DinA4 Seiten. Da kann man tolle Qualitäten kaufen, die es nicht in Notizbüchern gibt. (Oder nur in super-teuren.)

Da ich mir vorgenommen habe, mehr und vor allem regelmäßiger zu schreiben, habe ich mir vor ein paar Wochen ein Schreibjournal als Bullet-Journal in einem rot-weiß gestreiften Buch angelegt. Darin vermerke ich kurz, wann ich was geschrieben habe. In erster Linie dient es aber zur Entwicklung meines Romans. Nützlich finde ich den Index am Anfang. Das wäre auch noch eine Idee für die anderen Notizbücher, um ein wenig besser den Überblick über den Inhalt zu behalten.

Ich schreibe nicht nur an meinem Schreibtisch. Dann habe ich nicht immer das „passende“ Buch oder Heft dabei. Das macht aber nichts. Denn wenn ich noch etwa aus dem Geschriebenen im „falschen“ Buch machen will, kopiere ich die entsprechenden Seiten und lege oder klebe sie in das entsprechende Buch oder Heft. Und wenn nicht, ist es sowieso egal, weil ich nur für mich und den Moment geschrieben habe.

Apropos Überblick: Wie sich herausgestellt hat, ist es wichtig für mich, eine Etikettendruckmaschine zu besitzen. Damit beschrifte ich Rücken und Einband meiner Bücher und Hefte. Das sieht erstens sehr aufgeräumt und professionell aus. Zweitens kann ich dann auch eher etwas wiederfinden in den doch recht großen Stapeln Material.

Und der Rechner?

Manche Texte schreibe ich auch direkt in den Rechner. Das sind meistens die für mein „Brot-und- Butter-Schreiben“ für eine Agentur. Da brauche ich das haptische Erlebnis nicht unbedingt dabei. Ich habe auch versucht, an meinem Roman direkt am Rechner zu schreiben. Das hat aber nicht gut funktioniert. Es hat der erste Überarbeitungsschritt des „Abschreibens“ gefehlt und die Texte erschienen mir weniger flüssig.

Insgesamt ist meine Schreibpraxis – genau wie mein Schreiben – im Moment sehr im Fluss. Ich probiere Vieles aus und arbeite mit vielen verschiedenen Büchern und Heftn. Und diese Fülle gefällt mir richtig gut.



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