Unerwartete Wirkungen

Unerwartete Wirkungen

Seit gut drei Wochen stelle ich Fragen. Jede Woche eine. Manchmal antwortet jemand. Dann freue ich mich. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass meine Fragerei im Strom der Posts, die jeder so bekommt, überhaupt angezeigt wird. Ich dachte, ich könnte unbemerkt von den Algorithmen schön unauffällig vor mich hinpusseln. Mich langsam daran gewöhnen, dass ich das regelmäßig mache, das öffentliche Schreiben und Posten. Im Grunde hatte ich mir über die Konsequenzen meiner 60-Frage-Challenge gar keine Gedanken gemacht. Außer natürlich, mich darüber verrückt zu machen, was „alle anderen denken“. Und dass Augen gerollt würden und Köpfe sanft geschüttelt.

So war es aber nicht. Es war gleich viel aufregender. Und besser. Meine Posts sind nicht völlig untergegangen und es sind schöne Dinge passiert. Mit keinem Einzigen davon habe ich gerechnet.

Nicht mit den Ermutigungen und Likes. Nicht mit den überaus überraschenden Eröffnungen einer Freundin, die uns näher gebracht haben. Nicht mit den positiven Rückmeldungen, was die Fragen so auslösen, an Nachdenken und Erkenntnis gewinnen, an Weiterdenken und Weiterfragen. Danke! Ihr wisst, wer ihr seid! 😊

Ich mag es, dass zur Abwechslung mal positive Überraschungen passieren. Es ist zwar schön, wenn etwas Gutes passiert, weil man darauf hingeplant und gearbeitet hat. Aber die Überraschungen sind mir doch noch ein kleines bisschen lieber. Denn ich musste nichts für sie tun, sondern bekomme sie geschenkt. Meinem Faulpelzanteil gefällt das. Sehr sogar.

Und der Anteil, der „dem Leben“ äußerst misstrauisch, um nicht zu sagen argwöhnisch, gegenüber steht, freut sich auch. Wenn auch eher verhalten. Er ist noch nicht überzeugt, dieser Anteil. Er hat die Quote „Miese Überraschung“ vs. „Gute Überraschung“ mal ausgerechnet und ist sauer. Die Waagschale ist bei „mies“ eindeutig niedriger. Und so war das nicht ausgemacht! Ganz bestimmt nicht! Da muss noch eine Menge mehr in die andere Schale!*

Auf jeden Fall ist es großartig, dass genau das gerade passiert. Und eben nicht nur für mich, sondern auch für andere Menschen. Wir füllen uns unsere Waagschalen quasi gegenseitig. Das ist schön und der beste Grund überhaupt, weiterzumachen mit der Fragerei. Wer weiß, was noch alles dabei herauskommt. Ich lass mich gerne überraschen.

Und das ist auch schon wieder überraschend. Denn für eine sehr lange Zeit war möglichst viel darauf ausgerichtet, Überraschungen zu vermeiden. Vor allem die bösen Überraschungen natürlich. Erfahrung mach entweder klug oder ein Angstbrötchen aus einem. Planen, Kontrolle behalten und die Zügel in Griff haben. Die Zukunft kennen, gewappnet und gerüstet sein für alle Gefahren. Das sollte dagegen helfen. Blöderweise hatten dann auch die anderen, die guten Überraschungen kaum mehr eine Chance. Ich konnte mich ja kaum mehr bewegen. Platz dafür war auch nicht, alles zugestellt mit Befürchtungen und Horroszenarien. Und das ist ein echtes Dilemma.

Denn ich blühe auf, wenn überraschend etwas Gutes passiert. Etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe, was ich nicht habe kommen sehen. Dann bin ich hellwach und ganz im Hier und Jetzt. Das macht mich glücklich. Wenn ich einfach drauflosschreibe, passiert das manchmal auch. Das ist dann ein besonders schöner Moment. Deshalb schreibe ich auch so gerne. Da brauche ich kein Überraschungsei, sondern nur Füller und Papier.

Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächsten Wochen.

 

* Ich weiß schon, die Abmachung mit den ausgeglichenen Waagschalen im Leben ist natürlich auch nur so ein Hirngespinst. Da gibt es keinen von irgendeiner Instanz verbrieften Anspruch drauf. Aber diesem Argument ist weder der beleidigte, noch der ängstliche Anteil gegenüber aufgeschlossen … die bestehen darauf.

 

 



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