Hast du auch eine „NEIN-Schwäche“? – Antwort 28

Hast du auch eine „NEIN-Schwäche“? – Antwort 28

Nein!

Einfach Nein!

Natürlich überhaupt nicht „einfach“. Aber ich mag üben.

Nein!                  Zum „sich klein machen“, damit andere sich nicht schlecht fühlen.

Nein!                  Zum „pflegeleicht“ sein, um des lieben Friedens willen.

Nein!                  Zum Gefühle komplett verstecken.

Nein!                  Zum „Alles-runter-schlucken-können“. Auch das toxische Zeug.

Nein!                  Zum nicht für etwas kämpfen.

 

Denn das heißt:

Ja!                      Zum Gefühle angemessen ausdrücken können.

Ja!                      Zum unbequem sein können, wenn’s drauf ankommt.

Ja!                      Zum aufrecht stehen können und wollen.

Ja!                      Zu aufrichtigen Diskussionen.

Ja!                     Zum lauter und stärker FÜR etwas sein.

Ja!                     Zum Grenzen setzen rund um mein Terrain.

Ja!                     Zu…

♥ Meiner Zeit ♥

♥ Meinen Werte

♥ Meiner Souveränität

♥ Meinen Entscheidungen

♥ Meinem Wohlergehen ♥

♥ Meiner Gesundheit ♥

♥ Meiner Lebenslust♥

♥ Meiner Freude♥

♥ Meinen Zielen

 

 

Das ist nicht egoistisch, sondern einfach nur die Art und Weise, wie ich ein selbstverantwortliches, eigenständiges Leben als erwachsener Mensch führen kann.

Um mich auf das konzentrieren zu können,

was mir wirklich wichtig ist,

muss ich zu allem anderen „NEIN“ sagen.

Und aushalten lernen, dass nicht alle davon begeistert sein werden. Vor allem wenn ich neu damit anfange.

Noch kann ich das längst nicht so gut, wie ich es gern können würde. Noch habe ich eine „NEIN-Schwäche“.
Die „NEIN-Schwäche“ ist glücklicherweise nicht angeboren oder genetisch festgelegt.
In den allermeisten Fällen ist sie anerzogen oder ansozialisiert.
Und deshalb kann ich auch dagegen anüben. Wie alle Fertigkeiten lässt sich das Nein-Sagen üben.

Schritt für Schritt zum „Neuen Nein“

So wird’s gehen. Einschleichend dosieren funktioniert bei stark wirksamen Medikamenten schliesslich auch am besten. Zu schnell in zu hoher Dosierung angewendet, schädigen sie sonst das System. Auch das eigene Nervenkostüm muss sich schließlich erst einmal auf das „Neue Nein“ einstellen.

Also NEIN sagen so üben, dass ich den Zwischenzustand gut aushalten kann, wenn es noch nicht so richtig gut klappt.
(Das ist dann schon das erste Nein: Nein zu Überforderung sagen!)

Ich habe zum Beisüpiel mit Üben angefangen, indem ich in Geschäften konsequent alle Zugaben abgelehnt habe.

„Nein, Danke! Das ist sehr nett. Aber das brauche ich nicht!“

Ich hatte ernsthaft Herzklopfen dabei und danach! – Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Das erklärte aber immerhin, warum ich es bis dahin nie gemacht hatte, sondern jeden Ramsch dankbar akzeptiert habe. Irgendein archaischer Teil meines Gehirns war fest davon überzeugt, dass die Ablehnung eines hässlichen Plastik-Ostereies ein Anlass für eine kapitale Stressreaktion ist: Herzklopfen, feuchte Hände, den Fluchtweg suchen!

Da steckt für mein System scheinbar irgendwas Größeres dahinter. Deshalb hat es mich dazu gebracht mal lieber immer schön „Ja“ zu sagen. Das kam ihn offenbar sicherer vor. Sehr interessant! Da ist langsam mit der NEIN-Sagerei  anfangen offensichtlich eine gute Idee.

Nein sagen selbst ist natürlich gar nicht so schwer.
Mit den emotionalen Folgen des ungewohnten NEIN umzugehen ist allerdings oft noch mal etwas ganz anderes.

Schau an, was von einem harmlosen NEIN doch so alles hochgespült werden kann. Hui!
Uraltes Zeug aus der Kinderstube. Sei brav! Sei pflegeleicht! Stör nicht! Wut steht einem Mädchen gar nicht gut! … … … …

Ist ja nicht ohne Grund, dass ich oft lieber JA gesagt habe. Auch wenn ich schon längst „drüber“ war – verärgert, überlastet, genervt.

Ein JA erschien einfach „billiger“ als ein NEIN mit dem sicher folgenden Streit, der Herabsetzung, dem richtig großen Ärger.* So weit so logisch.

Heute möchte ich andere Dinge wichtiger nehmen können als in Deckung zu gehen.

Damit dafür genug Energie da ist, muss ich NEIN sagen können.

Bewusst, gezielt, in aller Ruhe.

 

Viel Inspiration für diesen Post habe ich aus einer Session der Sophia-Academia von Dr. Hanna Fearns am vergangenen Donnerstag (25.03.2021) mitgenommen.
Immer am letzten Donnerstag im Monat tauschen sich Frauen beim Sophia Club-Abend aus und diesmal ging es zufälligerweise um das Nein-Sagen.
Danke für den spannenden Abend, Hanna! 🙂
Mehr zum kostenlosen Club-Abend gibt es [hier] zu erfahren.

 

* PS: Das hat so lange funktioniert, bis all der unterdrückte Groll, das Unten-Halten so viel Energie gekostet haben, dass mein System dann selber das ganz große NEIN sagen musste. Und wie hat es das erstmal gehasst! Die Leistungsfähigkeit war erstmal futsch – (auch) wegen der „NEIN-Schwäche“. Na super!

Aber das ist eine andere Geschichte und ich erzähle davon hier und hier… und irgendwie auch hier.

 

 

 

 



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