60 Fragen – Was kannst du von Tieren lernen? – Antwort 10

60 Fragen – Was kannst du von Tieren lernen? – Antwort 10

Um diese Frage zu beantworten habe ich mich mit Josef Hurzelmeier zu einem Interview getroffen. Herr Hurzelmeier gehört zu den führenden Experten in der Menschenberatung.
Ich war mit ihm in seinem geschmackvollen Domizil in Merlenbach verabredet.

Herr Hurzelmeier, was können wir Menschen von Tieren lernen?

               Vielen Dank für diese großartige Frage. Menschen wie sie können tatsächlich ausgesprochen viel von Tieren lernen. Wichtig ist dabei nur, sehr genau darauf zu achten, welche Tiere man sich als Vorbilder aussucht.

Können Sie das noch genauer ausführen?

               Gerne. Ich rate beispielsweise grundsätzlich davon ab, sich Hunde als „role model“ zu nehmen. Am besten geeignet erscheinen mir persönlich Katzen und Kater als Lebensmeister und Vorbilder.

Warum sehen sie das so?

               Sehen Sie, ich beziehe mich da am liebsten auf einen der besten menschlichen Schüler, der sich jemals von einem Katzenmeister hat ausbilden lassen: Robert Gernhardt.

„Von einer Katze lernen,
heißt siegen lernen.
Wobei siegen »locker durchkommen« meint,
also praktisch: liegen lernen.“

Ich verstehe. Das ist also auch ihre Grundphilosophie?

               Genau, das scheint mir die Essenz zu sein. Ich möchte jedoch noch das ein oder andere hinzufügen. Manchmal ist das Leben kein weiches Plätzchen auf dem Sofa. Manchmal ist das Leben wie eine Ratte. Dann muss man die Krallen hineinschlagen und ihr den Kopf abbeißen.

Das klingt jetzt nicht gerade friedlich – bisher hatte ich Sie eher sanftmütig eingeschätzt.

               [Herr Hurzelmeier leckt sich kurz über die rechte Vorderpfote,
               offensichtlich regt ihn das Thema auf.]

               Das ist eines der Kernprobleme bei euch Menschen. Ihr glaubt, dass man entweder sanftmütig oder kämpferisch sein kann. [Er schnurrt kurz.]
Wahre Freiheit liegt jedoch darin, jederzeit die freie Wahl der angemessenen Reaktion zu haben. Wenn Menschen ihr beschränkts Denken in diesem Aspekt erweitern könnten, wäre viel geholfen. Ihr solltet nicht immer gewohnheitsmäßig das Gleiche tun, sondern in jeder Situation die angemessene Handlung vollführen können.

Im Übrigen sind Sanftmut und Wehrhaftigkeit auch nur zwei mögliche Reaktionen. Das Spektrum ist selbstverständlich noch viel größer.

Herr Hurzelmeier bei der Kontemplation.

Was gehört für Sie noch dazu?

               Locker durchkommen in jeder Situation kann auch heißen, dass ich ein Ansinnen oder eine Anforderung durch „Nicht-tun“ beantworte. Ihr Menschen nennt das oft fälschlicherweise Ignoranz. Dabei ist es meisterhafte Beherrschung der inneren Impulse. Wer mit Katzen zusammenlebt, kennt dieses Verhalten genauso wie die Strategie des „Eleganten Abgangs“. Wenn ich beschlossen habe, dass eine Situation mir nicht zuträglich ist und ich erkenne, dass sich das trotz „Nicht-Tun“ nicht ändern wird, wähle ich diese Form. Vor allem wenn auch die Praxis der „Stummen Anklage“ nicht gefruchtet hat.

Das alles sind höchst effiziente, lockere und -nebenbei bemerkt- sehr stille und friedfertige Praktiken.

Verstehe ich das richtig, dass wir vor allem flexibles Verhalten von Katzen lernen können?

Genauso ist es. Das funktioniert natürlich nur, wenn ihr die anstrengende Tretmühle der absoluten Produktivität verlassen lernt. Ohne Ruhe keine Weisheit. Oder um es in meinen Worten zu sagen:

Faulheit nennt der Dumme, was der Weise Kontemplation nennt.

Also doch wieder „Liegen lernen“!?

               Ich sehe, so langsam verstehen Sie mich besser. Das gibt mir Hoffnung für sie.

Vielen Dank. Was möchten Sie abschließend noch hinzufügen?

               Was wir Katzen und Kater im Laufe der Jahrtausende unserer Koexistenz mit Menschen entwickelt haben, ist eine der großen lebenspraktischen Errungenschaften.
Wir bestehen darauf zu bleiben, wer und was wir sind. Und genau dafür werden wir geliebt.
Wir wissen, wir können alleine zurechtkommen, wenn wir müssen oder wollen. Und deshalb können wir uns frei für die Verbindung entscheiden. Ohne Anbiederung oder Unterwerfung.
Wir brauchen und fordern unsere Streicheleinheiten ein und wir besitzen Krallen, die wir, ohne zu zögern, einsetzen, wenn unsere Signale missachtet werden.

Daneben gäbe es natürlich noch eine ganze Menge mehr zu sagen. Aber ich möchte dem Buch* auch nicht zu sehr vorgreifen.

Herr Hurzelmeier, vielen Dank für dieses Gespräch.

 

* Herr Hurzelmeiers letzte erfolgreiche Intervention wird gerade zu einem Roman mit dem Arbeitstitel „Herr Hurzelmeier träumt vom Liegen“ verarbeitet. Und zwar von der Interviewerin. Also mir. 🙂 Aber das nur am Rande.

 

 

 

 

 

 

 

 

              

 

 

 

 



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